Härtetest fürs Schuhwerk: der Hamburger Hindernislauf „Urbanathlon“
(MM) Elf Kilometer Strecke, 200 Höhenmeter und zwölf schweißtreibende Hindernisse aus Autos, Frachtcontainern und anderen Straßensperren – der jährliche Hindernislauf „Urbanathlon“ in Hamburg, organisiert von der Männerzeitschrift „Men’s Health“, treibt die Teilnehmer bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Bei dem anspruchsvollen Laufevent Ende August dieses Jahres gingen rund 4.000 Teilnehmer in der Hansestadt an den Start. Mittendrin waren Sven Schedlbauer, Key Account Manager beim Sicherheitsschuhhersteller Stabilus Safety, mit zwei Freunden. Das Besondere: Die drei Freizeitsportler meisterten den kräftezehrenden Parcours über Asphalt, Sand, Kopfsteinpflaster und rund 1.000 Stufen in Sicherheitsschuhen.
„Du bist ja verrückt, den ‚Urbanathlon‘ in Sicherheitsschuhen zu laufen“, erinnert sich Schedlbauer an die ersten Reaktionen aus dem Freundeskreis. „Die kannten unser neues Modell ‚Jogger‘ noch nicht und hatten wohl eher klassische, klobige und schwere Sicherheitsschuhe vor Augen“, sagt er. Die neuen Modelle von Stabilus Safety haben mit solch anachronistischem Schuhwerk allerdings nicht viel gemein. Auf den ersten Blick könnte man sie eher für moderne Sportschuhe halten. In der Tat stecken im „Jogger“ viele Technologien, die auch im Sportbereich eingesetzt werden: So ist der Schaft aus atmungsaktivem Material und das Futter aus einem Funktionstextil. Für den nötigen Gripp beim Laufen sorgt eine rutschund abriebfeste Vibram-Sohle. Zusätzlich zu diesen sportlichen Eigenschaften erfüllen die Schuhe als Persönliche Schutzausrüstung alle Anforderungen für S1-Sicherheitsschuhe gemäß den Anforderungen der EN 20345 und sind entsprechend mit einer Zehenschutzkappe aus Stahl ausgerüstet.
Wörtlich genommen
Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, bei einem anspruchsvollen Laufwettbewerb in Sicherheitsschuhen zu starten? Nun, die „PPF Personal Protection & Fashion“ ist daran zugegebenermaßen nicht ganz unschuldig. Auf der Fachmesse „A+A 2011“ in Düsseldorf besuchten wir den Stand von Stabilus Safety. Schedlbauer und sein Chef Michael Stöcker stellten damals das erste Modell der „Jogger“- Serie vor. „Wir haben versucht einen sehr leichten, sportlichen Sicherheitsschuh zu entwickeln, der sich verhält wie ein Sportschuh und auch so aussieht“, erklärte Stöcker. Es entwickelte sich ein flapsiges Gespräch und die Idee, den Namen „Jogger“ doch wörtlich zu nehmen. Schedlbauer, der bereits vorher mit dem Gedanken gespielt hatte, (in normalen Sportschuhen) am „Urbanathlon“ teilzunehmen, war Feuer und Flamme: „Ich wollte beweisen, dass diese Schuhe ihrem Namen alle Ehre machen und man darin gut joggen kann.“
Auf die Plätze, fertig… los!
Doch beim „Urbanathlon“ ging es nicht allein ums Laufen von A nach B: Zwölf schweißtreibende Hindernisse lagen auf der elf Kilometer langen Strecke, die vor Hamburgs Hafenkulisse zwischen Altonaer Fischmarkt und Övelgönner Elbstrand verlief: Unter anderem mussten die Sportler bei der Gerüstkonstruktion „Monkey Business“, wie Affen hangelnd, acht Meter Distanz überwinden. Drei Meter dreißig maß dagegen die „Halfpipe“, welche es zu überklettern galt. Konzentration und Kraft erforderte gegen Ende des Parcours „The Tyrenator“: Ein 30 Meter langes Feld aus 1.600 dicht an dicht gelegten Altreifen, in der Mitte ein mannsgroßer Reifenberg. Als kräftezehrend erwies sich auch die „Sand Bag Attack“, eine 75 Meter lange Spurtstrecke durch den Elbstrand mit einem Zehn-Kilo-Sack auf den Schultern. Eine Riesengaudi auch für das Publikum: Rund 25.000 Zuschauer besuchten laut Veranstalter den „Urbanathlon“, bei dem mancher gar kostümiert an den Start gegangen war: „Einer hatte sogar ein Snowboard unter dem Arm“, berichtet Schedlbauer.
Siegerlächeln, statt Siegertreppchen
Nach einer Stunde, elf Minuten und 53 Sekunden überquerte Schedlbauer schließlich die Ziellinie. Die Zeit reichte am Ende zwar nicht für einen Platz auf dem Siegertreppchen, aber immerhin für ein Siegerlächeln: „Ich bin sehr zufrieden, ich hab’s gepackt!“ Mit Platz 1.115 konnte er sich unter den 4.000 Teilnehmern souverän im vorderen Drittel positionieren. Zum Vergleich: Als Erster erreichte Laufprofi Florian Reichert aus Göttingen das Ziel, mit fabelhaften 41 Minuten und 23 Sekunden. Die schnellste Frau war die Hamburgerin Katharina Josenhans mit 52 Minuten und 13 Sekunden. Sie holte den Titel bereits zum dritten Mal. Unerkannt auf der Piste Dass Schedlbauer und seine beiden Teamkollegen nicht in gewöhnlichem Schuhwerk auf der Piste unterwegs waren, fiel beim „Urbanathlon“ übrigens keinem auf. Zu sehr ähnelt der „Jogger“ seinen Vorbildern aus dem Freizeitbereich: „Niemand hat die Sicherheitsschuhe erkannt und keiner hat es uns geglaubt, als wir es erzählt haben“, berichtet Schedlbauer und schmunzelt. Manche hätten sich sogar auf die Stahlkappe gestellt, um sich von dem Sicherheitsschuhwerk zu überzeugen. „Gerade bei den schwierigen Hindernissen, wo sich einige Teilnehmer Schürfwunden und andere Blessuren holten, fühlten wir uns besser geschützt in unseren etwas anderen Laufschuhen“, sagt Schedlbauer.
„Blut geleckt!“
Auch nach diesem großen Lauf möchte Schedlbauer die Sicherheitsschuhe nicht an den Nagel hängen und plant die Teilnahme an weiteren Wettrennen. Der nächste Einsatz mit dem „Jogger“ steht bereits im Februar an: Diesmal ein Indoortrail in Dortmund. Den nächsten „Urbanathlon“ hat er sich ebenfalls schon im Kalender markiert. Ob er dort wieder in Sicherheitsschuhen oder doch lieber in normalen Sportschuhen auf die Piste gehen wird, weiß er noch nicht genau. Doch beim Training will er auf den „Jogger“ nicht verzichten. „Wer weiß, vielleicht bieten sich bei solch anspruchsvollen Laufveranstaltungen ganz neue Absatzmöglichkeiten für Sicherheitsschuhe“, sagt Schedlbauer grinsend.